So habe eine laufende Petition der geringverdienenden Eltern, den Elterngeld-Mindestsatz von 300 Euro anzuheben, weit weniger Unterschriften gesammelt. Dabei lebten derzeit etwa drei Millionen Kinder in Armut.
Das verstehe ich auch nicht warum fühlt sich jeder plötzlich betroffen wenn es um reiche geht während auf die untersten geschissen wird?
Theorie von Holger Klein: Diejenigen, die den öffentlichen Diskurs bestimmen (Chefredakteure, etc.) sind genau diejenigen, die in diese Kategorie fallen.
Und da ein erheblicher Teil der Menschen nur Überschriften überfliegt, verfangen reißerische Headlines.
Es geht hier um (sehr)gutverdiener. Reich wird man durch Erben nicht durch Einkommen.
Und die Gutverdienden haben halt trotz ihrer geringen Anzahl viel viel mehr Reichweite als die ganzen Geringverdiener.
Willkommen im Club. Du beginnst langsam zu verstehen, wer in userem Land den Diskurs bestimmt und wie viele Leute tatsächliche keine eigene Meinung haben, sondern sich erst von den entsprechenden Medien ihre Meinung erzählen lassen müssen (die dann aber natürlich vehement vertreten wird, zumindest bis zum nächsten Medien-Update).
Ich glaube, dass hat viel damit zu tun, dass sich weder jemand wirklich arm noch wirklich reich nennen will. Und vermutlich auch viel mit persönlicher relativer Wahrnehmung, ich bin z.b. definitiv nicht arm, mein Einkommen ist aber aus diversen Gründen deutlich geringer, als das der Leute mit denen ich studiert habe, die einen großen Teil meiner sozialen Blase ausmachen.
Würde ich mehr mit Handwerksgesellen oder Krankenpflegern abhängen käm ich mir wohl reicher vor und verglichen mit Leuten die den Mindestlohn kriegen, nicht Vollzeit oder eventuell gar nicht arbeiten schwimm ich grade zu im Geld. Vielen ist glaube ich nicht klar wie groß Gehaltsunterschiede in DE sind. Bei diesen 150 000 zu versteuerndem einkommen reden wir von einem Gehalt, das 5% der Arbeiter oder so beziehen.
Und ja, das diese Förderung weg fällt wird vor allem für einige Frauen richtig kacke sein, weil es für sie bedeuten wird, dass es einfach zu viel finanziellen Sinn macht, wenn ihr Partner Vollzeit weiter arbeitet und sie für das Kind karrieretechnisch kürzer treten, aber es ist die am wenigsten schlechte Lösung mit dem gekürzten Mitteln umzugehen, die das Familienministerium wählen konnte.
Unterstützung für Eltern am unteren ende der Einkommensverteilung ist aber weiterhin lächerlich gering und wird so wenigstens nicht noch weniger.
Wobei auch der Lebensstandard gefühlt zwischen mittlerem Einkommen und (sehr) gutem Einkommen nicht mehr so stark ansteigt. Statt Miete zahlst du ein Haus ab, statt Billigprodukte im Supermarkt kaufst du Markenprodukte, statt Bahn oder einem Auto hast du zwei Autos, statt ins deutsche Ferienhaus fliegst du ins Hotel im Ausland, monatlich geht Geld auf den Sparplan. Das sind alles Punkte, die recht teuer sind, bei denen man sich aber nicht zwingend viel reicher fühlt. Quasi viel Geld für wenig Zuwachs an Lebensqualität.
Weil, und das ist meine Meinung, dass gerne nach unten getreten wird. Und manche denken, man kann ja noch reich werden.
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Das verstehe ich auch nicht warum fühlt sich jeder plötzlich betroffen wenn es um reiche geht während auf die untersten geschissen wird?
Das Land ist bis zum Rand voll mit Menschen wie Diederich Heßling.
Nach oben buckeln, nach unten treten – das ist die Lebensdevise des „Untertans“ Diederich Heßling. Aus ihm wäre ein perfekter Nazi geworden.
Heinrich Manns Roman „Der Untertan“: Nach oben buckeln, nach unten treten | Deutschlandfunk Kultur
Oder diese Leute sitzen nur vermehrt an den richtigen Stellen, um den Diskurs zu bestimmen, weil sich dieses Verhalten in dem Bereich nunmal karrieretechnisch ausgezahlt hat.
Die verringerte Obergrenze wird beim Mittelstand schon relevant, wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten und sie Reisekosten(beruflich) und co anrechnen müssen. Die Obergrenze ist tatsächlich etwas gering bemessen, wenn man diesen Hintergrund weiß.
Wäre es nur brutto von einer Person oder vllt noch Brutto von 2 Personen, aber ohne weitere Posten wie oben beschrieben, dann wäre es weniger kontrovers.
Menschen die so viel verdienen das es relevant wird, haben die 25k innerhalb von 3 Monaten verdient. Bei 30% realistischere Sparquote bei so einem verdienst haben die Leute während der Schwangerschaft so viel angespart während die meisten anderen nichts sparen können. Zur Erinnerung 40% der deutschen haben keine nennenswerten Ersparnisse.
Ich glaub du verwechselt Brutto und netto.
Es gibt auch ein riesen unterschied ob man Arme Menschen, mittelschicht und Oberschicht aussperren möchte. Wenn du Mittelschicht auch rausnehmen möchtest, weil arme Menschen offensichtlich ärmer sind, dann ist es halt deine Einstellung. Die meisten deutschen denken nicht dass mittelschicht zur Oberschicht gehören.
Was haben Reisekosten mit dem zu versteuernden Einkommen zu tun?
Frag das Finanzamt und die Buchhaltung warum sie das so machen.
Leute die regelmäßig für Arbeit reisen müssen haben auf Gehaltsabrechnungen und Jahreseinkommensbescheide deutlich höhere Brutto wenn sie viel gereist sind und der Arbeitgeber dir die Kosten erstattet. Du hast also nicht extra verdient, aber du hast nominell höheres Brutto. Mein Brutto variiert monatlich und jährlich wegen den Reisekosten, obwohl mein Gehalt gleich bleibt
Ich finde, das hat auch was mit Framing zu tun: rede ich von der Kappung des Elterngeldes (für Reiche)? Oder davon, bei Sozialleistungen für Reiche zu sparen (konkret: an deren Elterngeld)?
Das Problem ist dass die neue Obergrenze bereits beim Mittelstand relevant ist, wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten und dann noch Reisekosten(beruflich) und Co angerechnet wird, dann überschreiten das Paar die Obergrenze sehr schnell ohne tatsächlich den Betrag zu verdienen.
Wäre es eindeutig nur für die oberste Schicht relevant wäre es ja nicht so kontrovers.
Trotzdem sind 150.000€ selbst bei zwei Berufstätigen und mit Anrechnung weit entfernt von der Mittelschicht.
Mittelstand ja, aber das sind kleine bis mittelgroße Unternehmen und hat nichts mit dem Einkommen zu tun.
Uh… Nein. Wir reden über 150k brutto (während sonst ja beim Elterngeld immer netto angesetzt wird). Also 75k brutto pro Person. Das gibt’s im öffentlichen Dienst ganz regulär nach Tabelle in den Stufen E15-3, E14-4, E13-5, E12-5 und sogar E11-6 für die Tabelle ab 2024. E11 und 12 sind die Stufen für Leute mit Bachelor.
Ob Leute mit so hohen Erfahrungsstufen noch Kinder kriegen ist natürlich ne andere Frage… Aber Mittelschicht ist das schon noch.
Das Medianhaudhaltseinkommen war so knapp über 60k (habe zahlen von 2018 gefunden, da war es 57k.finde nix neueres). Mit den gängigen Definitionen von Mittelschicht (bis 150-200% vom Median) bist du hier mit 150k deutlich drüber.
Du vergisst dass in Familien mit einer Person E15-3 die andere eher nicht den gleichen Job hat, lol.
Wir reden nicht über 150k brutto, sondern über 150k zvE, also tendenziell eher 170k brutto. Und spätestens die 5er Stufen würde ich mal beim Kinderkriegen außen vor lassen. Was bei Beamten auch noch reinzählt ist, dass private Altersvorsorge bei denen höchstens optional ist.
Naja ist halt: reiche Zahlen besonders viel ein weil sie besonders viel kriegen und jetzt kriegen sie nicht mal mehr was für ihre kinder zurück aus dem Fundus?
Da denkt man zwei mal drüber nach warum man in Deutschland so viele sozial begründeten Lohn Nebenkosten bezahlt. Ich sehe die bisher eher positiv weil es mir und meinen Kindern gut geht in Deutschland.
Wirkt ein bisschen wie: die Gesellschaft beißt die Hand die sie füttert. Übermäßig einzahlen und dann noch diskriminiert werden weil man das der restlichen Gesellschaft gut verkauft kriegt…
Der Staat ist kein Unternehmen, bei dem du für deine Subscription einen Service bekommst, bei dem das Gold-Abo dir mehr gibt.
Das ist eben das soziale System in Deutschland. Wer viel hat, gibt anteilig bzw. In Relation viel ab. Wer wenig hat, gibt wenig ab. Und so halten wir den Laden hier am Laufen.
Bei den Details wird es dann ein wenig schwieriger, wie diese Petition zeigt. Und dass diejenigen, die eigentlich viel abgeben müssten, durch ihre Ressourcen Zugriff auf Wege haben, ihren abzugebenden Anteil halblegal zu schmälern, wissen wir auch alle.
Ein Horrorsystem wie in den USA brauchen wir hier wirklich nicht (Wer nicht einzahlt ist nichts wert und hat keinen Anspruch auf Sozialleistungen oder KV).
Bei den sehr gut verdienenden Männern sei die Gruppe derer, die Elternzeit nehmen, noch kleiner. Dabei hätte das Elterngeld gerade für die Manager, die Chefredakteure und Politiker ein Anreiz sein sollen. “Insofern frage ich mich, warum wir jetzt genau dieses Argument ziehen, wenn wir seit der Einführung des Elterngelds 2007 eigentlich diese Gruppe gar nicht als Gamechanger identifizieren können”, so Allmendinger.
Interessant.
Genau dieses Argument habe ich hier erst letztens öfters gelesen, als das diskutiert wurde.Zusammenfassung:
- Elterngeld: Welche Kürzung geplant ist und wen es betrifft Soziologin sieht Schieflage bei Wahrnehmung in der Gesellschaft Allmendinger ist Mitglied unter anderem in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und forscht als Professorin zum Thema Geschlechtergerechtigkeit, insbesondere in der Arbeitswelt. Trotz Elterngeld nur selten gleiche Verteilung der Care-Arbeit Betroffen seien Paare, die in den oberen fünf Prozent der Einkommensverteilung liegen und damit verhältnismäßig wenige. Ihrer Meinung nach ist das Elterngeld – so wie es derzeit ausgestaltet ist – ohnehin kein Schlüssel für mehr Gleichberechtigung. Allmendinger: Kappung “angemessen” - aber nicht sofort Angesichts der Optionen, die Finanzminister Lindner (FDP) Familienministerin Paus (Grüne) gegeben habe – nämlich eine allgemeine Kürzung des Elterngeldes –, hält Soziologin Allmendinger die Kappung für “angemessen”. Familienvater ist für Elterngeld - und für Kindergrundsicherung Reinhard Rucker ist vor einigen Jahren Vater geworden und hat damals sieben Monate Elternzeit genommen, seine Frau ebenfalls.
Ich bin ein experimenteller Bot. Wenn du Verbesserungsvorschläge oder Kritik hast, schreibe sie unter diesen Kommentar oder schick mir eine private Nachricht.
Ich verdiene in etwa das doppelte meiner Frau, auch deutlich über der Bemessungsgrenze von 2770€ aber noch WEIT von 150T€ pro jahr entfernt.
Wir könnten es uns gar nicht leisten, dass meine Frau arbeiten geht, während deutlich mehr als die Hälfte meines Einkommens wegbricht.
In Summe wären ihr einkommen + Elterngeld für mich weniger, als ich alleine verdiene, und das führt das ganze doch ad absurdum.
Natürlich würde ich gerne zuhause bleiben, und mich um unsere Kinder kümmern, aber wenn sie dann deswegen kein Dach mehr über dem Kopf haben, oder nichts mehr zu essen ist das doch auch nicht zielführend
Ihr könnt keine zwei Monate mit deinem reduzierten Einkommen überbrücken?
Nein, leider nicht. Dafür müsste ich einen Kredit aufnehmen…
noch WEIT von 150T€ pro jahr entfernt
Blöde Frage, aber wofür genau argumentierst du dann?
Dass die Streichung bei über 150k ok ist oder nicht?Ich finde es OK, dass gutverdiener diese Leistung nicht mehr erhalten.
Allerdings glaube ich nicht, dass diese wirklich von vielen wahr genommen wird, die so viel verdienen.
Das Elterngeld ist ja bei 1800€ gedeckelt, was nicht einmal 25% des Einkommens der betreffenden Leute entspricht.
Für Familien, die auf das Geld angewiesen sind, ist es schlecht gelöst, weil es zu niedrig ist (65% von maximal 2770€). Und Familien die nicht darauf angewiesen sind, sollten es nicht beziehen.
Familien, die auf das Geld angewiesen
Naja, seien wir mal ehrlich. Es wird von 300k auf 150k runtergesetzt, es sind also nur Leute betroffen, die ÜBER 150k verdienen.
Und ich verstehe, dass es mehr Entscheidungsfreiheit für diese Familien bedeuten kann, welcher Elternteil zu Hause bleibt.Aber wenn man mit diesem Einkommen darauf ANGEWIESEN sein soll, dürfen die Aldi-Kassierer ja gar keine Kinder mehr bekommen.
den maximalen satz bekommt man bereits bei 49T€ im jahr.
hört sich vielleicht viel an, aber für eine Familie ist das jetzt nicht gigantisch, wenn man irgendwie auch noch eine immobilie finanzieren oder sein kind ernähren will.
dass geringverdiener (nicht ich) überhaupt auf einen teil ihres einkommens verzichten müssen, finde ich an der stelle kontraproduktiv, das liesse sich sicher sozialverträglicher regeln.
momentan ist es ja so:
(<Brutto vor Elternzeit> - <Steuern und Sozialabgaben> aber maximal 2770€) * 0.65
idee von mir:
<0-2000€ des Bruttos vor Elternzeit> + <2000-4000€ des Bruttos vor Elternzeit> * 0.66 + <4000-6000€ des Bruttos vor Elternzeit> * 0.33 - <Steuern und Sozialabgaben>
rein überschlagsweise komm ich dann beim selben spitzensatz raus, allerdings haben Einkommen bis 2000€ gar keine Abzüge, und danach steigt der Abzug schrittweise an.
und das limit würd ich eh nicht nur auf 150T€ absenken, da würden auch 90T€ reichen.
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maximalen satz bekommt man bereits bei 49T€ im jahr.
Das hat doch aber mit der geplanten Änderung nichts zu tun.
Nicht falsch verstehen, man kann da sicher einiges besser organisieren, aber AFAIK ist das einzige was aktuell diskutiert wird das Absenken der Obergrenze und damit sind nur diejenigen betroffen, die >150k verdienen.
Das war auch eher auf den aldi-kassierer-Hinweis bezogen