Ich hatte heute eine Diskussion mit einem Freund, der das BGE aus linken Gründen ziemlich deutlich ablehnt. Sein Hauptargument ist, es würde den Kapitalismus stützen und nichts an den Machtverhältnissen ändern und diese evtl. sogar stabilisieren. Aber das sehe ich überhaupt nicht so. Vielleicht würde nichts den Kapitalismus so sehr erodieren wie das Wegfallen der Notwendigkeit, seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen um zu überleben.
Was das BGE nicht machen würde wäre, den freien Markt abzuschaffen. Das stimmt. Aber was solls? Der freie Markt ist doch nicht das Problem, sondern der implizite Zwang, sich ausbeuten zu lassen.
Was denkt ihr?
@Cloudkettle
Das ist doch nicht links, das ist kommunistisch/sozialistisch. Auch gibt es keinen freien Kapitalismus in DE, sondern soziale Marktwirtschaft (zumindest war das mal so angelegt).
Ein BGE würde in jedem Fall die Arbeitgeber nötigen ihre Angebote zu überdenken. Work/Life Balance, Anerkennung und Spaß an der Aufgabe hätten Priorität - Motivation.
Was ja… links ist.
Der einzige Mensch, der sich seit dem Fall der Mauer noch für dieses System stark gemacht, war Sahra Wagenknecht. An welchen wirtschaftspolitischen Entscheidungen seit Hartz IV war die Soziale Marktwirtschaft denn bitte noch abzulesen?
@christian
@oliver
Frau Wagenknecht könnte problemlos für die AfD antreten - tolles Beispiel.
Sozialversicherungspflicht ist mal ganz vorne zu nennen, aber seit Gerhard Schröder (Agenda 2010) hat die soziale Marktwirtschaft schwer gelitten.
Wenn Du die anderen Stränge ließt, findest Du meine Abgrenzungen zwischen einer linken Richtung und dem Kommunismus, der meistens autoritär und damit rechts daherkommt.
Die wurde 1883 von Otto von Bismarck eingeführt. Meine Frage lautete:
whataboutism. Aber, welch Ironie, mit ihrer Schwäche für Ludwig Erhard würden die sie vermutlich mit offenen Armen aufnehmen.
@christian
@oliver
Ich werde Dir Deine Scheuklappen nicht abnehmen können, aber die Definition der sozialen Marktwirtschaft und ihre Abgrenzung zum reinen Kapitalismus wirst Du sicher auch ohne BWL Studium selbst finden. Oder mach es Dir in Deiner Fantasiewelt bequem und versuche weiter zu beleidigen, statt zu argumentieren.
Wenn du meine Fragen sonst schon umschiffst, verrate mir doch bitte wenigstens, von welcher meiner Aussagen du dich beleidigt fühlst.
@christian
Das ist glaube ich das erste mal, dass ich jemanden behaupten sehe, dass kommunistisch/sozialistisch etwas grundsätzlich anderes sei als links. Magst du das einmal begründen?
Und ich würde schon sagen, dass Deutschland ein kapitalistisches Wirtschaftsmodell hat. Der Kapitalismus als Wirtschaftssystem braucht als Minimaldefinition meines Wissens nur das Privateigentum über Produktionsmittel, was in Deutschland gegeben ist. Die Soziale Marktwirtschaft ist somit nur eine kapitalistische Spielart.
@Aequitas
Kommunismus ist links, Sozialismus ist links, aber links ist umgekehrt nicht mit einem von beidem gleichzusetzen. Links ist alles was sich zuvorderst um den Menschen dreht, also im weitesten Sinne sozial ist und das geht durchaus auch in einer kapitalistischen Staatsform, welche auch der sozialen Marktwirtschaft inne wohnt, korrekt. Die sollte aber den Menschen vor den Kapitalismus in Reinform stellen, was, wie ich denke, in DE aus dem Fokus geraten ist.
Hmm. Das ist mir zu oberflächlich. Was ist denn “sozial”? Ich würde sagen, alles, was Hierarchien zwischen Menschen (wirtschaftliche, normative, soziale, strukturelle) reduziert. Und natürlich kann man das auch in einem kapitalistischen System versuchen. Es ist quasi der Kern sozialdemokratischer Ideologie (Damit meine ich nicht die SPD, sondern die Sozialdemokratie im theoretischen Sinne). Was den Sozialdemokraten von Sozialisten, Kommunisten oder Anarchisten vorgeworfen wird ist, dass sie die Sache nicht zuende denken. Denn der Kapitalismus wird immer zu Hierarchien führen. Mindestens indem es einen Unterschied gibt zwischen den Menschen, die ihre Existenz sichern, indem sie ihre Arbeitskraft verkaufen (müssen) und den Menschen, denen die Unternehmen gehören, die somit von der Arbeit der Arbeitenden leben.
Demgegenüber stehen Ideologien, welche die Hierarchien entweder gut finden, als “natürliche Ordnung” betrachten und stabilisieren wollen. Letzteres findest du, in Abstufungen zum Beispiel bei (neo)liberalen und Konservativen, die zum Beispiel davon ausgehen, dass zum Beispiel die ungleiche Verteilungs des Wohlstands auf Fleiß oder Begabung zurückzuführen und deshalb legitim ist. Wärend Liberale oft immerhin in der Regel normative Ungleichheit kritisieren, ist das bei Konservativen noch weniger ausgeprägt. Auf die Spitze wird das Prinzip natürlich bei den Faschisten getrieben, die einen prinzipiellen Unterschied zwischen Menschen ausmachen, der in der Biologie und Herkunft begründet sei. All diese Ideologien, welche Hierarchien entweder rechtfertigen oder sogar ausbauen wollen, ordnen wir eher oder komplett dem rechten Spektrum zu.
@Aequitas
Der Kommunismus und Sozialismus hat bisher in keinem Land funktioniert ohne autoritäre Strukturen zu nutzen. Dann ist er als Staatsform aber nicht mehr links sondern rechts; gegen den Menschen gerichtet.
Manche linke halten sich für antiautoritär, die Staatsformen sind dagegen sehr autoritär. Vielleicht liegt es daran. Ich würde gerne alle Menschen aufteilen. Jeder soll dann in einem Staat leben, dessen Regierungsform ihm gefällt. Ich wäre bei Freiheit & Kapitalismus.
Das funktioniert leider nicht, wie man an der DDR sehen konnte. Dann lassen sich Leute kostenlos und gut ausbilden, ohne auch nur geringste Existenzängste haben zu müssen, hauen danach dann aber irgendwohin ab, wo sie nicht von ihrer staatlichen Investition an andere zurückgeben müssen und verdienen dann haufenweise Kohle.
Darum kam es ja zur Mauer.
Ich würde mal frech behaupten, Kapitalismus basiert darauf, andere Auszunutzen. Dagegen ist Kommunismus/Sozialismus nicht gerüstet, die ja eher darauf basieren, dass alle zum Gemeinwohl beitragen.
@Cloudkettle
Fraglich allerdings wie dann die heute schlecht bezahlten oder überarbeiteten Jobs noch Leute finden wollen. Es wird teurer werden und einiges wird auch ganz anders organisiert werden müssen. Spannendes Thema, dass den Managern den Schweiß auf die Stirn treibt.